Teil III - Das wesentliche und eigentliche Fleisch des Diskussionsgerippes

An dieser Stelle und abschließend wird es Zeit, einmal zum Eigentlichen und somit zu den sehr konkreten, praktischen Auswirkungen genannter Theorien zu kommen, namentlich zum Komplex: Vorbeugen, Festnehmen und Wegsperren.

Wie gesehen, steht auf der bisher besprochenen Seite also „Das Ausleuchten", der „Terrorverdacht" und nunmehr die „Präventionsstrategie" der Präventivkrieger (der Ausdruck „Präventivkrieg" ist tragischerweise aus einem unheilvollen anderen Zusammenhang bekannt). Auf der anderen Seite der Medaille steht im Rahmen der „Vorbeugehaft" ganz folgerichtig das, worauf es eigentlich ankommt, nämlich das „Tür-Eintreten, Kopfknüppeln, Inhaftieren, Wegsperren von Terroristen und Verdächtigen, also die probate Weise, wie sich diese Art der PRÄVENTION an Ort und Stelle, am Biotop ganz direkt auswirkt. Denn, was heißt es denn, in „Gewahrsam gebracht zu werden? Ob G8-Gegner als Terroristen eingesperrt werden oder Einzelpersonen. Was heißt es, wenn man verhaftet wird, wenn man an ruppige, grobschlächtige „Verhafter" gerät, die Macht ausüben dürfen und auch wollen? An Machtsüchtige, die nach Lustgewinn schielen. Was heißt es, wenn man auf einer Polizeiwache wie Dreck behandelt werden darf, einzig mit dem Argument, dass man „gefährlich" ist. Also wegen eines einzigen Wortes!

Der neueste Auswuchs war ja die „Käfighaltung in Rostock", Gefangenensammelstellen, in die Demonstranten wie in Legebatterien gepfercht wurden, von denen es hieß, sie wären dem „internationalen Standard" entsprechend, jedoch von Anwälten als exzessive Grundrechtsverletzung gerügt wurden. Der polizeiliche Führungsstab „Kavala" äußert sich zu den Bildern grundsätzlich nicht mehr, so ein Sprecher! 1200 Personen in Gewahrsam aber nur einem kleinen Teil wurde vorgeworfen, eine Straftat begangen zu haben. Dann wurde den wahllos Herausgegriffenen (darunter Ärzte und Journalisten) für 24 Stunden das Licht angelassen, denn es ist ja ganz wichtig und der Sache dienlich, dass die Gefesselten nicht schlafen dürfen und können. Nochmal zur Manifestierung: Blutige Straßenschlachten in Rostock mit 1000 Verletzen sind garantiert kein Spaß, aber Folter für wahllos heraus Gegriffene?

Wichtig bei jeder Gewahrsamsnahme und Verbringung eines Terrorverdächtigen ist an erster Stelle einmal, dass man ihm feste den Ellenbogen in den Nacken knallt. Wenn ihm dann einer dieser Polizei-Bullys mit weit aufgerissenen Augen, Stiernacken und Ohrknopf, der die Ordnung vertritt, einen harten Knüppel entweder ein paar mal auf den Hinterkopf oder in die Zähne schlägt, einzig weil er ein „Terrorist", ein „dreckiges Schwein" ist, dann heißt es in des Bullys Gedankengut: „Das ist ein Terrorist, also muss und/darf ich ihn schlagen", während ihm der Pawlow-Speichel am Mund runter rinnt, weil "ich so ein harter Mann bin und auf mich selbst und meine Männlichkeit stehe, und auch die Legitimation dazu habe. Die Legitimation, ihn zu schlagen habe ich allemal, er ist ein Terrorist, und Terroristen darf ich jetzt hier niederschlagen, und wenn er jammert, dann erschrecke ich mich ein wenig vor mir selbst und noch mal vor ihm, und dann schlage ich noch mal feste drauf, weil er so weibisch jammert, und weil meine sexuell stimulierten Nerven mich dazu veranlassen, dann ist das schon o. k., weil ich die Ordnung vertrete und dieser („Journalist"?) ein „Terrorist" ist und ich das darf und muss. Außerdem bin ich mutig, ich bin ein Kämpfer mit einem prächtigen Stiernacken und stämmig-feisten Oberarmen, die könnt´ ich ihm auch noch schnell mal in sein Kreuz rammen. Das darf ich, ist ja ein Terrorist..."

Besser noch: es treten wegen der „Gefahrengefahr" ein paar wuchtige Großwüchsige, Sabbernde, Indoktrinierte mit festen Stiefeln, die Wohnungstür eines „Suspekten" ein, so mutig wie in diesen tollen Filmen. Und wenn dann gut sichtbar ein kleiner dünner, ausgemergelter Nackter bzw. ein Männlein in Unterhose vor der Stiergruppe steht, stürmt man auf ihn zu bedroht ihn mit der Waffe und kann ihn, das unbewaffnete Männchen, herunterreißen und die Knie auf ihn drücken, diesen Organisator einer "Terroristischen Vereinigung", diesen Kleinen, gefährlich Anmutenden. Man kann ihn vor lauter Gefahr auf den Boden drücken, den Kopf auf den Beton knallen und ihn mutig anschreien, an den Haaren reißen kann man ihn und dem Verdutzten sagen, wenn er sich auch nur bewege, dann könne er was erleben, dann kann man ihn wieder hochreißen, ihm schnell den Ellenbogen in das Kreuz knallen und ihn abführen, natürlich geht es nur, wenn man ihm den Arm verdreht und den Arm muss man ihm verdrehen, weil man stark ist. Stärker zu sein ist ein vortrefflicher Grund dazu, damit die vollständige Stärke niemals ungenutzt bleibt, während man die Ordnung und das Gesetz vertritt. Und man muss ihm auch den Arm verdrehen, weil er ein Terrorist ist, auch das ist ein originärer Armverdrehungsgrund. Terroristen muss man den Arm verdrehen, während man sabbert und sich wie ein echter Kerl fühlt. Außerdem muss man ja, wenn bspw. ein Vorgesetzter zuguckt, besonders resolute Durchschlagskraft beweisen, des allgemein herrschenden Ritus wegen.

Auf der Dienststelle können dann die „weiteren Maßnahmen" eingeleitet werden. Nach den erkennungsdienstlichen Maßnahmen, in denen man von Mutigen hin und her geschubst und kommandiert wird und nach einem längeren Zellenaufenthalt, dessen Dauer unbekannt bleibt, kommt dann das Vernehmen, das Einschüchtern, der Psycho-Terror, das Wegsperren, das Zerren; das In-die-Gewahrsamszellen-Schubsen, das Wie-Dreck-Behandeln, das Schlagen usw... sieht ja niemand, fragt ja niemand - spätere Vorwürfe bspw. wegen Menschenrechtsverletzungen oder gar Folter wären dann „völlig haltlos" und davon ab ohnehin aus dem Mund eines gefährlichen irren Terroristen! Und auf der Wache ist einzig der ermittelnde Beamte der Chef und er, eine Dienstgewerkschaft oder eine Beschwerdestelle haben „in oder aus ihrer Behörde keine Hinweise" hinsichtlich übler Behandlungsweise. Ganz im Gegenteil, dort befinden sich durchgehend Ehrenwerte, während der Beschwerdestellenleiter entgegnet: „Sie müssen bitte sehr vorsichtig sein mit solch absurden Äußerungen!"...und wohldosiert einen stechenden Blick wirft.

Wenn es dann insgesamt einmal brodeln sollte, weil die Bürger des Landes das alles nicht wollen, kann man auch sie Schlagen, Inhaftieren und Ruhighalten, diese Terroristen. Man kann sie schlagen, auch wenn sie zufällig einmal keine Terroristen sind, ganz egal, eben wie in Guantanamo, ist ja egal, sind eben verdächtig, verdächtig sein heißt: Ellenbogen in den Nacken - mal eben schnell, auf den, der in Handschellen ist, weil man ein Mutiger ist und weil TERROR eben gefährlich ist. Gefährlich ist die GEFAHR, die „Gefahrengefahr", die TERRORGEFAHR!

Ellenbogen

Wir werden sehen, worauf es hinausläuft. Was Schäuble will, wer hier überhaupt was will!

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