Schönheits-OPs sind reine Privatsache.
Maria Franic
Jahr für Jahr werden in Deutschland schätzungsweise rund 700 000 schönheitschirurgische Eingriffe vorgenommen, davon über 150.000 im Gesicht. Entgegen überzogenen Meldungen in der Boulevardpresse wünschen sich die Patienten meist kleine, möglichst nicht sichtbare Veränderungen. Warum auch nicht? Wer es sich leisten kann und zudem keine Strapazen auf dem Weg zu einem attraktiveren Ich scheut, der möge ruhig die eine oder andere „Identitätsreparatur" durchführen lassen, ohne dafür an den Pranger gestellt zu werden. Andererseits sollten Menschen, die dem „in Würde altern"-Prinzip folgen wollen, ebenfalls von Kritik verschont bleiben. Doch die Realität sieht oft anders aus. Prominente etwa sind der „Diktatur der Schönheit" in einem besonderen Maße ausgesetzt. Aktuelles Beispiel dafür ist die ZDF-Nachrichtenlady Petra Gerster, die vor einigen Tagen in der Öffentlichkeit über einen entsprechenden Eingriff sprach. Ein mutiger Schritt, werden doch Menschen, die dazu stehen, gnadenlos mit Häme überzogen. Was aber passiert, wenn jemand Nein sagt? Dann müssen sich vor allem reifere TV-Frauen die Frage gefallen lassen, wie lange sie glauben, sich noch ohne OP auf der Mattscheibe halten zu können. Fazit: Egal, wie man sich verhält, es ist so oder so falsch. Verkehrte Welt.
Mich wundern immer wieder die fiesen Kommentare, die Bekenntnisse zu einer Beauty-OP nach sich ziehen. Neid, auch Sozialneid, ist vermutlich die treibende Kraft dahinter. Meiner Meinung nach ist es Privatsache, ob und was jemand mit seinem Gesicht bzw. seinem Körper tut. Psychisch labil bzw. nicht souverän, wie eine zutiefst einseitige Kampagne der Bundesgesundheitsministerin in Sachen „Schönheitswahn" unterstellt, sind diese Menschen sicher nicht. Die überwiegende Mehrheit will schlichtweg die modernen Möglichkeiten der ästhetischen Chirurgie nutzen und die Optik mit dem eigenen Selbstbild in Einklang bringen. Erfreulicherweise sind die heute 50 oder 60-Jährigen viel flotter und fitter als die Generation zuvor. Und wer sich jung fühlt, der will nun mal nicht alt aussehen. Daran ist doch nichts Verwerfliches, oder? In einer pluralistischen und vor allem älter werdenden Gesellschaft sollte es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, sich auf seine Weise dem Älterwerden stellen zu dürfen.