Auch adlige Geschäfts"damen" sind mitunter schnell, ungeduldig, forsch, aufbrausend - kaum besser als Männer. Die einen trauen den Frauen mehr zu: umsichtiger seien sie, rücksichtsvoller, nicht so aggressiv wie männliche Fahrer. In den Augen der anderen liegen Männer vorn, weil ihr Fahrstil viel sicherer und dynamischer ist und nicht „so zögerlich", wie der der Frauen. Der ewige Machtkampf zwischen Mann und Frau in mehreren Spielrunden ist noch nicht entschieden. An der Ampel, auf der Strecke, auf dem Bürgersteig, rings um den Parkplatz finden die nächsten Weltmeisterschaften statt. Das Kriegsbeil kann nur operativ entfernt werden. Statistisch sind Frauen besser, Männer aggressiver (Rund 80 Prozent der registrierten Verkehrssünder sind Männer) Die Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes sind eindeutig.

strongbusy

Fazit: Es wird rättisch eng auf den Straßen, ja in der Welt überhaupt. Das Brot wird von Fremden „weggefressen", der Job wird von anderen geklaut, womöglich auch die Braut. Es ist eben rättisch. Sogar die guten alten Schleichwege sind dem Erdboden gleich gemacht, da muss man neue Wege der Anpassung finden und jede sich bietende Lücke ausnutzen. Diese Anpassung findet über den Weg des Kampfes und der Aggression statt.

Das ist die gültige deutsche Mentalität und wir sind sehr stolz auf Land und Leute.

 Götzi
                       Götz

Der Mythos Auto ist so stark, dass er auch von Wissenschaftlern nur schwer zu ergründen ist. Bereits in den 60ern, versuchten sie sich zu erklären, warum das Auto vom simplen Transportmittel zum Götzen mutierte. Damals wurde konstatiert: "Tritt aufs Gas und du hast Tempo und Prestige, Macht, Wagnis, Sex und Freiheit. Man weiß: Macht hat stets sexuelle Komponenten und korreliert mit Erregung. Die Faszination ergriff schnell alle Schichten. Das Auto zunächst als Reichenspielzeug verschrien, ist längst ein Gebrauchsgegenstand geworden, der soziale Unterschiede verblassen lässt. Hierarchien lassen sich nun bestens unterwandern und "auf der Straße sind alle gleich." - und deshalb wild und frei. Nirgendwo ist die magische Beziehung zwischen Mensch und Maschine größer. Psychologisch erklärt sich das damit, dass kein anderes Objekt dem Menschen Funktionen dieser Vielfalt bieten kann "und das erzeugt eine besonderes Gefühl zum Automobil und wird zum Ausdruck des eigenen Selbst, der Persönlichkeit und des Lebensstils." Das heißt aber auch, dass das eigene Selbst auf der Straße für andere gut erkennbar ist. Das Auto fungiert als "Ich-Ausstülpung".

Das Getrieben-Sein im Fahren und das nervös-zittrige Gasgeben bei Angriffen von links oder hinten ist ein dem Menschen innewohnender Fluchtinstinkt stammend aus den Frühzeiten in der Steppe. Der Mensch ist ein Fluchtwesen! Daher erklärt sich dieses ständige Gasgeben. Wenn einer von der Seite bzw. im Rückspiegel bedrohlich auftaucht, muss man vor lauter Angst automatisch schneller werden. Das erklärt in Korrelation dazu auch das versetzte Fahren. Auf gleicher Höhe mit dem „Feind oder Angreifer" will man nicht sein. Das Fahren auf zwei Spuren selbst findet immer versetzt statt - niemals nebeneinander. Warum eigentlich? Befreiung von Enge? Weil man die „Fresse" des Konkurrentenschädlings auf gleicher Höhe nicht ertragen kann? Weil man „sich selbst" nicht ertragen kann?

Autofahrer sind schwer von Begriff, so heißt es! Bei psychologischen Untersuchungen, wie Aggressionen beim Autofahren entstehen, kam hervor, dass viele Autofahrer von ihrem Vordermann Dinge verlangen, die sie selbst nicht bereit sind zu tun. Die meisten Fahrer empfanden es als ernsthafte aggressive Bedrohung, wenn von hinten ein Auto dicht auffährt - obwohl sie es selbst tun. Man kann sich nicht in die Lage des Vordermannes versetzen, obwohl man diese Situation ja genau kennt. Aus der Evolution heraus dient das Auto als Waffe, um Grundbedürfnisse nach "Sicherheit" und Macht zu befriedigen. Fühlt sich ein Fahrer dabei eingeschränkt, wird er aggressiv - Auslöser kann dann auch ein Schleicher sein. Außerdem darf man seit jeher niemals das Revier einem „Provokateur" überlassen." Hinzu kommt, dass sich Fahrer auch nicht ins Gesicht blicken, daher nehmen sie sich automatisch als fremde technische Subjekte wahr, sie werten alles als persönlichen Affront. Aus dieser Anonymität heraus entstehen die bekannten Aggressionen und eine potenzielle Tötungshemmung sinkt, ähnlich indoktrinierten Soldaten im Krieg. Der Gegner ist dann „kein Mensch", sondern ein aggressives Objekt. 

Selber
                                ... ich darf das, klar...                 sxc.hu

Verkehrstherapeuten zufolge, sind unter den extrem aggressiven „Problemfahrern", Dränglern und Krawallos kaum Erfolgsmenschen, eher sind es welche, die sich profilieren müssen, weil es nicht richtig läuft. An Aufmerksamkeitsdefizit leidend, versuchen sie, das beim Autofahren zu kompensieren. Sie fallen aber nicht nur im Straßenverkehr auf - ihre Aggressivität und niedrige Frustrationstoleranz bestimmt auch andere Lebensbereiche. Mit ihren unbeherrschten Affekten, schlagen sie schnell um sich, wenn es im Alltag Konflikte gibt. Nicht selten gibt es bereits ein Vorstrafenregister." Die in diesem Zusammenhang als unterrangig einzustufende reine Heißblütigkeit junger Rennfahrer ist gewiss ein Befreiungsritus. Mit 18 träumt man von Schnelligkeit, Wildheit, Freiheit und mehr. Noch!

 Wat
 Watt...?              sxc.hu

Will man aktiv etwas ändern und Probleme lösen, sollte man nicht zeigen, dass man über eine „moderne Armee" verfügt, sondern umsichtig Zurückschrauben, nicht feindlich sein und Deeskalation versuchen. Die gefahrenen Angriffe aus dem Kampfpanzer zum Schutz des persönlichen Raumes und die umgesetzten Aggressionen im Straßenverkehr sind Aggressionen gegen „den eigenen Bruder". Sich lieber einmal fragen, was man da macht, wie gefährlich das mitunter ist, und wofür dieses ritualisierte „Treiben" sein muss. Im Kontrast zu den Aggressionen muss man aber stark sein. Es gibt einige, die ruhig fahren können und es gibt sogar Menschen, die mit hohem Aufwand ihr Leben für Aussöhnung und Friedensstrategien einsetzen. Darin steckt mehr Kraft, als hinter krankhaftem Gepolter und übertriebener Angst vor Rückstand. Kleinsein ist, was groß macht! Wenn das Auto ein Ort der Besinnung ist, und man dort ungestört über das Leben nachdenken kann, wie Forscher meinen, dann muss die Frage erlaubt sein, was mit all den vergangenen Denkstunden war? Oder mit selbstkritischer Erkenntnis samt dem zwingend notwendigen Verinnerlichungsprozess, dass die fragwürdige „Lebensqualität" mit dem Auto auf der einen Seite, echte Lebensqualität auf der anderen Seite zerstört, insbesondere was den zwischenmenschlichen Dialog durch viel zu harte Gepflogenheiten im Umgang miteinander angeht.

Ein von Experten gefordertes Tempolimit, aber kein allgemeines, sondern ein intelligentes (erst bei größerem Verkehrsaufkommen), weil man sich sonst zu sehr im "Freiheitsrecht". eingeschränkt fühlt, sind ein Ansatz - bei gleichmäßig laufendem Verkehr kommen aggressive Akte viel seltener vor. Informationskampagnen müssten zudem aufklären, wie aggressives Verhalten vom Vordermann empfunden wird.

Was die Beherrschbarkeit von Risiken angeht, so stellt sich das Lenken eines Fahrzeugs mit fortschreitender Technologieentwicklung immer mehr als komplexes Zusammenspiel von Fahrer, Fahrzeug, Umgebung und Assistenzsystem dar. Oft völlig überfordert verlieren viele die Übersicht, es sind zu viele Reize die zusammen kommen - gerade bei Älteren kommt das zum Tragen. Sie verpacken das schlecht. Manche zeigen sich einsichtig, manche starrsinnig. Jedoch: zuviel Vertrauen in die Technik reduziert die Wachsamkeit und man wird überheblich, zuwenig lässt wiederum die Technologie gering erschienen. Ziel ist weder, Leute, die sowohl organisatorisch als auch eines kleinen Stückes Mobilität wegen, auf ein Kfz angewiesen sind, zu stoppen; noch ist Ziel, die etlichen lobenswert-„sauberen" Fahrer, die sich benehmen und genau wissen, worauf es ankommt, zu kompromittieren, oder gar verantwortungsbewusste Mütter, Alte Leute und ehrbare Fahrdienstleister einzuschränken. Aber die erheblichen Auswüchse, die sich selbstläuferisch installiert haben bzw. die Maximen der Autoindustrie inklusive grenzenlos verlogener Glücksversprechen („Imperium der Schande") nebst einem einsuggerierten, neidisch-zermürbenden Beobachten des Nachbarn mit dem „großen Schlitten" als Maßstab für ein „Der-hat-es-geschafft" sind omnipräsent. Nichts hat dieser „geschafft" außer Verblendung und im Grunde falscher Gewichtung von Wesentlichkeit. Also sollte ein differenzierendes Bild gewonnen werden, weil dies der subjektive Ansatz für erforderliche Verbesserungen ist, insbondere im Hinblick auf des kollektiven Bewußtseins infizierender Prozesse. An welcher Stelle der Kette wird denn die Haltung geschürt, einen anderen "Bestrafen" oder ihm eins Auswischen zu wollen? Wird es u. a. geschürt durch unrealistische Ideale und Träume, die in der Praxis nicht stattfinden können und in pure Unmenschlichkeit oder gar blanken Hass münden, durch ein "Der-nimmt-mir-alles-Weg"? Woher kommt das alles?

Die Kontereffekte der ständigen Wachstumsparty sind längst eingetreten nicht ausschließlich in Form einer Apokalypse in den Köpfen. Erhöhte ökologische und ökonomische Bedrohungen wirken sowohl sehr konkret als auch nachhaltig und erzeugen nicht nur abstrakte Bedrohungsszenarien, sondern einen sehr hohen realen Preis, den man sich stur weigert, auf Anhieb anerkennen zu wollen in Gestalt von Konsequenzen, bevor das alles noch Ausdruck eines unbeschreibbaren Unglückes wird. Auch die Grenzen des Systems Auto werden nicht ernsthaft akzeptiert. Weder von der Autoindustrie (Selbstlegitimation) noch seitens der Automobilisten (Selbstverleugner). Nicht nur die ökologischen Aspekte, die Verseuchung und die mentale Vergiftung, sondern auch die immer noch zu hohe Zahl der Unfallopfer und das damit begründete menschliche Leid verpflichten zu harten Maßnahmen bevor das große Ende, eben der mentale Abortus, den unerkannten Märtyertod geboren hat. Und wir haben uns richtig zu entscheiden!

Aber es soll nicht nur geklagt werden, sondern mobilisiert, sich Zerstörerischem zu erwehren, das Menschsein zu behaupten - zumindest als Reflex bevor die sakrale Totenmusik ertönt. Und dies läßt sich verwirklichen, indem man sich aus dem Schicksal herausfallen lässt, um diese Freiheit zu spüren, die wahre Freiheit - ein paar Atemzüge lang, aber für sie soll es sein!


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