Kostenfalle Patienten-Telefon. Sandro Nadinic
Jetzt auch die ersten Krankenhäuser: Nachdem viele Unternehmen und Servicehotlines schon längst nur noch über teure 0180-er Nummern zu erreichen sind, haben jetzt auch die Antonius-Kliniken in Wuppertal 01805-Rufnummern im Einsatz. Am Petrus-Krankenhaus und in der Fraunklinik sowie in Häusern in Schwelm und Velbert müssen Patienten diese Vorwahl nutzen. Die Kosten dafür liegen für bundesweite Anrufe bei 14 Cent pro Einheit (1,5 Minuten), Flatrates werden ausgehebelt. Aber es kommt noch dicker: Auch Angehörige und Freunde, die Patienten anrufen möchten, müssen dafür tief in die Tasche greifen. Eingehende Anrufe funktionieren ebenfalls nur noch über die 01805-Rufnummer. Sankt Antonius begründet das mit den Kosten für die Telefonanlage: Erst durch die Einführung der 01805-Rufnummern könne man diese kostendeckend betreiben. Laut Bundesnetzagentur ist die Einführung der Nummern rechtlich nicht zu beanstanden. Für die Verbraucherzentrale NRW ist diese Entwicklung laut Sprecher Kai Vogel „sehr ärgerlich" - vor allem weil Patienten und Angehörige aufgrund des unbegründeten Handy-Verbotes in den meisten Kliniken keine Alternative hätten.
(WZ 26.7.07)
Reicht es noch, einfach zu sagen: „armes Deutschland"? Die Verbraucherzentrale bedauert und sagt: „sehr ärgerlich, aber rechtlich nicht zu beanstanden." O. k., aber wann werden endlich Köpfe rollen, damit das Alles (dieser deutsche Albtraum) endlich aufhört. Wann werden die krankhaft Gierigen durch Bescheidene ersetzt? Selbst in den Krankenhäusern wird jetzt genauso wie etwa in ex-Arbeitsämtern oder anderen wesentlichen Behörden und Institutionen, bei denen man nicht persönlich vorsprechen kann und auch eigentlich nicht soll, schon der Telefonverkehr über teure Abzockerhotlines abgewickelt. Zwanghaftes Abzocken nun auch im Krankenhaus, an einem ethisch hochwertigen Ort, der laut Krankenhausverwaltung nur im Sinne seiner Patienten handelt, und dies mit der offiziellen Begründung: „Wir haben teure Anschaffungen, also müßt und dürft ihr nicht mehr anders telefonieren als über die 0180-er Nummern, von denen wir finanziell profitieren".
Wer ist davon betroffen? Wer ist es einmal mehr? - die alten Opfer sind die neuen Opfer: Arme, Kranke, Schwache, Alte, Hilflose, Minderbemittelte, Gebeutelte, Kranke; die, die sowieso schon unter ganz anderen Problemen leiden und draußen in der Welt, wo sie gehen und stehen, von den „Starken" und „Schlauen" abgezockt werden. Die Krankenhausdirektorenforscher haben eine neue Einahmequelle entdeckt.
Das sind die gleichen, die sagen: "diese Operation ist zu teuer, die können wir so nicht durchführen," oder: "wir können nur noch mit weniger Pflegepersonal wirtschaftlich arbeiten!" Gewinnmaximierung als Krankenhausprinzip. Krankenhaus als Wirtschaftsbetrieb - kann unter diesen Voraussetzungen ein bedingungsloses Vertrauen
zwischen Patient und Klinik gewährleistet sein? Und, auf welche Weise telefoniert die Krankenhausleitung höchstpersönlich? Doch nicht etwa auch mit der 0180er-Vorwahlnummer?