Hochkonjunktur für Kochangeber.
Maria Franic
Der TV-Terror hat viele Gesichter. In Zeiten mangelnder Kreativität und fehlender Innovationsfreude von Seiten der Fernsehmacher können sogar Töpfe und Pfannen zu gefährlichen Entertainment-Waffen werden. Wer durch die Kanäle zappt, der erfährt nämlich seit geraumer Zeit, dass er eigentlich ein kompletter Küchenloser ist, wenn er es nicht schafft, ein super originelles Drei-Gänge-Menü in bester Action-Cooking-Manier aus dem Handgelenk zu schütteln und einen Tisch zu dekorieren, der einem 5-Sterne-Lokal alle Ehre machen würde. Selbstverständlich muss das zum Einsatz kommende Porzellan edel, der Wein erlesen und das Tafelwasser im Barrique ausgebaut sein. Nun könnte man glauben, dass diejenigen, die das alles schaffen, im Lob baden dürfen. Doch weit gefehlt. Und diese Kochangeber, die eine simple Tomate auf 100 verschiedene Arten zubereiten können, haben es auch nicht besser verdient. Sollen sie doch servieren, was sie wollen. Es gibt immer etwas zu mäkeln. Die Vorspeise ist zu warm oder zu kalt, sie passt nicht zum Hauptgericht, die Farbe der Soße harmoniert nicht mit der Tapete oder das Dessert ist irgendwie einfallslos.
Vorbei die glücklichen Zeiten, in denen sich Freunde um einen Käseigel versammelten, um sich in lustiger Runde zu unterhalten. Nein, es wird exklusiv gekocht, und wenn jede Einladung zur heiß-kalten kulinarischen Hinrichtung wird. Kommen Sie also nicht auf die Idee, Ihren Gästen demnächst einen ollen Büffelmozzarella mit ein paar lächerlichen Basilikumblättchen als Vorspeise zu kredenzen. Vielleicht dürfen Sie aber auf etwas Gnade hoffen, wenn es Ihnen gelingt, der italienischen Spezialität wenigstens die Form einer Persönlichkeit des öffentlichen Lebens zu geben. Als „Mozzarella-Surprise Angela (Merkel) an Basilikum" hätte die geschnitzte Kreation unter Umständen eine Chance, nicht bei Ihren verwöhnten Gästen zu floppen.
Ich für meinen Teil mache diese gute Laune zerstörende Küchenolympiade nicht mit. Als gute Gastgeberin gebe ich stets mein Bestes, nur lasse ich mich nicht in meinen eigenen vier Wänden vorführen oder gar benoten. Die Schilder hoch und Noten vergeben wie beim Eiskunstlaufen? Nicht mit mir! Wer das versucht, hat hoffentlich einen guten Zahnarzt. My home is my castle. Wer das nicht respektiert, der möge sich entweder sein Essen selbst mitbringen - oder noch besser - einfach wegbleiben!