Legenden auf kleinen Bühnen - „it ain´t dead yet!" Wishbone Ash Clan Destiny Tour 2007. Heiner Koese
Sonntag, 21.01.07, Kantine Köln! Auf der Bühne steht niemand Geringeres als das britische Quartett Wishbone Ash - die Legende. Das heißt: Gitarren, Gitarren und nochmals Gitarren und natürlich auch Drums. Wer sich zu einem Wishbone-Ash-Konzert einfindet erwartet genau dies. Es sind rund 300 Freaks zugegen, meist Alt-Rocker, die sich gern eine Auszeit aus der zehrenden Leistungsgesellschaft gönnen.
Dabei ist grundsätzlich bemerkenswert, mit welch totaler Spielfreude die Kempen des „Classic Rock", die es gewohnt waren, große Hallen zu füllen und schon in glorreichen 70er-/ 80er-Rockpalast Zeiten den exquisiten Fundus bereicherten, regelmäßig agieren. Eine Band, die es - obwohl längst in neuer Besetzung - schafft, nahezu 40 Jahre zu bestehen, kann nur für gewaltige Leidenschaft stehen und diese überträgt sich naturgemäß schnell auf das Publikum. So sollte es gut 2,5 Std. in der Kölner Kantine auch werden. Wishbone Ash hat nicht das Geringste ihres Zaubers eingebüßt und ist auch in diesen Zahlendimensionen immer sowohl Highlight als auch äußerster Respektfaktor.
Schon 1991 hätte man von dem Phänomen erschlagen sein können, dass ein Konzert unter dem Motto: „Let the good times roll" mit einem saftigen Legenden-Dreierpaket wie: Alvin Lee´s Ten Years After, Wishbone Ash und Man vor nur 250 Personen um die Ecke der Dortmunder Westfalen-Halle in der „Westfalen-Halle 3" (einer Turnhalle) stattfand, obwohl über Stunden von drei Partien, quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit, „Vollgas" gegeben wurde.
Jedenfalls Köln: Kurze Ansage, die Protagonisten kommen und es geht auch schon los mit „Eyes Wide Open" dem Opener von Clan Destiny. Reduziert an Attributen und unter Verzicht auf eine Vorgruppe stehen sie souverän auf der Bühne und kümmern sich um ihr Spiel. Der Sound war klar und gut aufgebaut, keine Dominanzen in der Lautstärke. Das Publikum war auf „altersgerechte Weise" frühzeitig warm.
Die Clan Destiny Tour 2007 war - sollte man meinen - augenscheinlich dazu gedacht, das neue Album in den Vordergrund zu spielen, aber das war hier nicht der Punkt. Mastermind Andy Powell, Chef u. Frontmann hat direkt kompromisslos klar gemacht: „You wanna hear the old stuff - we know!" Damit war die sinnliche Marschrichtung klar und der Weg war bereitet für originalgetreue 70er Emotionen. And so they did! Sie waren gut vorbereitet und nach dem aktuellen Opener kam direkt das Wishbone-Ash-Gen: "The King will Come" unmittelbar gefolgt von Ur-Gestein „Warrior", und schon befand man sich mitten in traditionellen Gefilden bzw. mittelalterlichen Themen der Frühphase der Band. Wie von Ihnen gewohnt: absolut solide, überfleißige und melodische Gitarrenarbeit. Auch hier immer wieder „Twin-Interventionen" ihrer legendären "dual lead-guitars"
Andy Powells Vocals waren unverändert und kräftig, um den mystischen und Ash-typischen balladenhaften Zauber jederzeit zu generieren. Gegen Mitte dann: „Tales of the Wise" in einer unglaublichen Version. Experimentierfreudig vermischte sich hier harter Rock und sanfter Rock mit weiträumigen Improvisationen unter fast jazzigem Einschlag. Ihr Set wies ohnehin ein stilistisch breites Spektrum auf. Heavy Rock, Blues, Folk-Melodien ... sogar bis hin zu Art-Rock-Gebilden. Das letzte Stück des offiziellen Teils war der dynamisch-brachiale Höhepunkt der Show und ein live unglaublich weiträumig gespieltes „Throw down the sword" bestehend aus Ska-, Rock´n Roll-, Psychedelic-, Experimental- und Prog.Elementen - spacig und unglaublich fett und mit starken Soli durchsetzt.
Danach: frenetischer Applaus - ein richtiger Höhepunkt!! Die Zugaben waren: „Blowin Free", "Time Was" bevor sie sich höflich bedankten und das Publikum beschwingt und glücklich nach Hause schickten. Das Konzert war insgesamt eine dichte, runde Sache, ein klassisches Rockkonzert plus höchster Gitarrenkunst, wie man es wahrlich nicht an jeder Ecke findet. Es war ein Musik gewordener Energiedrink nicht nur für Altrocker. Let the good times roll!
Aktuelles Album:
Clan Destiny 2006
Aktuelle Besetzung:
Andy Powell - Lead Vocals, Guitar
Muddy Manninen - Vocals, Guitar (Slide & Lap Steel)
Bob Skeat - Bass
Ray Weston - Drums
bitteschön:
youtube video...